Fils totalverrückte Lesereise mit Hindernissen — Kapitel 21

Fils totalverrückte verhinderte Lesereise mit Hindernissen

Kapitel 21

 

Düsseldorf. Spass durch Freude. Beuys don´t cry. Hier kriegst du dein Fett weg, Kollegah und zwar beim Hühner Hugo oder sogar beim Schweine Janes.

Wenn er nicht so ein grottiger Antisemit wäre könnte sich der Schweine Janes auch Heine Janes nennen, denn Heine wurde in Düsseldorf geboren. Ja, Heine. Und Heino auch. Nur Heina ( Müller ) kam aus Deppendorf, der östlichen Entsprechung.

Heine war der grosse Überwinder der Romantik gewesen und Heino hatte auf seine alten Tage immerhin den Schlager überwunden.

Inspiriert von diesen freien Geistern überwand Fil sich nun auch, ging zu Bambino hin und legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Ich habs nicht so gemeint“, wollte er sagen, als ihm auffiel wie muskulös die dumme Sau war. Alles total fest und nicht mal verkürzt. Einfach ein perfekter Muskeltonus. Wahrscheinlich hatte er einen Personal Trainer oder mehrere wahrscheinlich sogar.

„Verräter“, rutschte es Fil raus. Er nahm seine Hand weg und verliess dieses Loft der Schande.

Draussen auf der Strasse fühlte er sich wieder besser. Es war neblig, irgendwie aufregend.

„Jack the Ripper hatte Tripper“ sang Fil und marschierte in die Brühe hinein.

 

„Könnten Sie bitte aufhören zu singen?“ fragte Vendetta.

„Oh Verzeihung“,erwiederte der Hagere, „War mir gar nicht aufgefallen.“

Schweigend gingen sie nun weiter. Dieser Typ bewegte sich komisch. Eckig. Als hätte er unter seinem schweren Lodenmantel keinen Körper sondern eine mechanische Apparatur.

Plötzlich standen sie vor einem alten heruntergekommenen Mietshaus.

„Mettmanner Str.71“ nuschelte der Hagere, „ Hier wohne ich. Sehen Sie?“

Er zeigte auf ein Klingelschild. „Kürten“ stand darauf.

„Ja und, was solln wir hier?“ fragte Vendetta. Ihr Pfefferspray hatte sie schon längst aus der Handtasche geholt und hielt es jetzt Taxidrivermässig im Ärmel versteckt,„Sie wollten mich doch zum Zakk bringen.“

„Ob die Juste wohl zuhause is?“ murmelte der Hagere. Er wirkte ziemlich weggetreten,“Meene jute Juste. Sie hat mich nicht verraten wollen damals. Angst hat se wohl einfach nur jehabt. Die jute Juste. Wenn die uns beide jetzt sehn würde, na, die würde sich wieder sonstwas denken. „

Er drehte sich zu Vendetta um und schaute ihr mit seinen toten Augen direkt ins Gesicht.

„Glauben Sie an das Böse?“ fragte er.

„Ich glaube an Pilates.“ sagte sie.

„Sie haben einen schönen Hals“, murmelte der Hagere und streckte seine Hand danach aus ohne ihn jedoch zu berühren. Seine Finger blieben in der Luft hängen wie gefrorene Würmer. Die Nägel waren gelb, schmutzig und lang, „ Sie haben einen Hals wie ein Schwanenküken.“

„Ein Schwanenküken hat doch keinen schönen Hals,“ sagte Vendetta, „ Ein Schwanenküken ist ja eben überhaupt nicht schön, kennen Sie denn nicht die Geschichte vom hässlichen Entlein?“

„Ich kenne so viele Geschichten nicht.“ sagte er und legte seine kalten Knochenhände um ihren Hals.

„Offensichtlich nicht“,sagte Vendetta, holte das Pfefferspray aus dem Ärmel und entleerte die ganze Dose in sein Gesicht.

„Hm“ machte er und drehte den Kopf ruckartig zur Seite wie eine Echse.

Vendettas Augen und Nase schwollen zu, sie hatte selbst einiges abbekommen, aber dem Hageren schien das Spray nichts auszumachen, seine Augen blieben knochentrocken und blickten genauso leblos und kalt ins Nichts wie zuvor.

„Hm“, wiederholte er und drückte leicht zu.

Vendetta rammte ihm das Knie dahin wo sie die Hoden vermutete. Es fühlte sich an wie ein Bündel trockener dürrer Äste.

Der Hagere knickte leicht ein und liess ihren Hals los.

„Ja,das ist ja nicht mehr da – das Sexuelle“, sagte er.

Vendetta drosch ihm die rechte Faust mit vorstehenden Zeige – und Mittelfingerknöcheln direkt in den Solar Plexus.

Es knackte. Es fühlte sich an, als würde die Brust des Hageren zerbrechen, aber er schien wieder keinen Schmerz zu spüren.

Wie eine Vogelscheuche sah er jetzt aus, verbogen – als wäre sein Körper mit Stroh und dürren Ästen ausgestopft.

„Das Böse ist stark in dir.“ sagte er und zeigte mit seinen dürren Fingern auf Vendettas tränenverquollenen Augen.

„In MIR vor allem,wa“, entgegnete sie, griff nach seinem Handgelenk, riss es runter, packte ihn mit der andern Hand am Oberarm und trat mit dem Knie gegen den Ellenbogen. Mit einem trockenen Krachen brach der Unterarm ab. Sie hielt ihn in der Hand. Kein Blut. Der abgetrennte Unterarm sah aus wie mumifiziert. Angeekelt liess sie ihn fallen.

„Das Böse“, sagte der Hagere und seine Augen schienen in ihre Höhlen zu sinken, „ Ich spüre es in dir. Du darfst ihm nicht nachgeben. Bleib wachsam. Sieh mich an – ich hab´s falsch gemacht damals. Und jetzt habe ich den Kopf verloren.“

Seine Augen waren nur noch schwarze Löcher, sein Kopf wurde zu einem dunkelbraunen Totenschädel und ein haarfeiner Riss erschien genau in der Mitte. Vendetta trat einen Schritt zurück, konnte den Blick aber nicht von ihm lassen. Der Riss in der Mitte seines Schädels vertiefte sich und mit einem lauten Knall klappte der Schädel in zwei Hälften auseinander. Drinnen war nichts, das Gehirn fehlte, der Schädel war vollkommen leer.

„Believe it or not!“ rief der Hagere mit heliumdünner Stimme.

„Not.“keuchte Vendetta, drehte sich um und rannte weg.

 

 

„Ist meine Assistentin schon da?“fragte Fil den schwarzgekleideten Techniker des Zakk. Der schüttelte den Kopf.

Na toll, dacht Fil.Genau in dem Moment kam sie aber durch die Eingangstür gerannt.

„Nimm den Job mal bitte ´n bischen ernster, Mädchen“, ermahnte er sie.

„Sorry“,murmelte Vendetta und zog ihre Jacke aus. Wie immer war sie schön wie ein die Abendsonne reflektierender Metallschornstein im Herbst,aber jetzt sah sie aus als hätte sie geweint. Oh Mann, alles klar: die jungen Frauen mit ihren idiotischen jungen Männern wieder. Fil seufzte und legte seinen Arm um sie: „ Wer immer er ist und was immer er getan hat, er ist es nicht wert. Definiere dich nicht über irgendwelche bescheuerten Typen, Kleine. Das ist die Tragik der schönen Frauen, sie sind es so gewohnt, gut anzukommen, die Männer zu verzaubern und irgendwann konzentrieren sie sich nur noch darauf, verleihn dem zuviel Wichtigkeit und lassen ihre anderen Talente brachliegen. Und dann kommt der Moment wo die schöne Frau denkt: „ Ich kann ja gar nichts – nur schön sein für die Männer „ und dann kommen üble Typen und nutzen das aus.Lass dir das nicht gefallen, wehr dich. Ich kenn so viele schöne Frauen, die im Alter einsam und unglücklich geworden sind,weil sie sich immer nur auf die Männer und ihre Wirkung auf die konzentriert haben. Jetzt bist du noch jung, weißt du?“

„Okay“, sagte Vendetta.

„Super.Dann bau mal hier den Büchertisch auf, ich mach solange Soundcheck, die Leute kommen ja schon bald.“

Vendetta stapelte Bücher aufeinander und sah Fil dabei zu, wie er gestikulierend versuchte, den Techniker für die bevorstehende Lesung zu erwärmen. Fil sah aus, als hätte er gerade eine schwere Ego-Schlappe erlitten. Wahrscheinlich fühlte er sich seinem Rockstarkumpel aus alten Zeiten, den er vorhin besucht hatte unterlegen und war nun mächtig am umbewerten.

Vendetta hatte Lust, mit Fil zu schlafen. Dumme Männer machten sie irgendwie geil. Vielleicht würde sich das sogar gut mit ihrem Auftrag verbinden lassen. Vielleicht aber auch nicht. Mal abwarten.

Wie hatte der Untote vorhin gesagt: „Bleib wachsam.“ Das war ein guter Tip.

Ihr Handy vibrierte. Es war General Souza.

„Können Sie sprechen, Sergant?“ fragte er statt einer Begrüssung.

„Ja“,sagte Vendetta,“Keine besonderen Vorkommnisse.“

„Gut. Wir haben Informationen, dass die Spanier demnächst den Kontakt herstellen werden. Wenn das geschieht melden Sie es sofort.“

„Verstanden. Und solange ?“

„Solange verhalten Sie sich unauffällig und beobachten.“

„Okay“, sagte Vendetta, aber Souza hatte schon aufgelegt.

„Wenn es nachher mit Leuten drin eh anders klingt, warum checken wir dann vorher überhaupt?“ fragte Fil.

Der Techniker schwieg.

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